Grundverständnis
In einer globalisierten und multikulturellen Welt brauchen Schüler:innen vielseitige sprachliche Kompetenzen. Das Beherrschen einer Fremdsprache fördert direkten internationalen Austausch und ist hilfreich im Berufsleben. Darüber hinaus wird durch Sprache auch kulturelle Bildung vermittelt und das internationale Denken und Miteinander gestärkt.
Sprachliche Bildung muss zukunftsgerichtet sein und globale sowie linguistische Entwicklungen aufgreifen. Sie muss praxisnah vermittelt werden. Weiterhin legt sprachliche Bildung den Grundstein für den direkten internationalen Austausch zwischen Schüler:innen und Schulen, welcher gefördert werden muss.
Inhalte
Ziele der sprachlichen Bildung sind die Vermittlung von Sprachkenntnissen sowie Wissen über die Länder und Regionen, in denen diese Sprache gesprochen wird.
Im kulturellen Aspekt der sprachlichen Bildung sollen Landesgeschichte, Traditionen, Geographie sowie aktuelle politische und gesellschaftliche Entwicklungen thematisiert werden. Darüber hinaus soll auch das Kennenlernen regionaler Dialekte oder spezifischem Vokabular Inhalt der sprachlichen Bildung sein. So wird über die reine Fremdsprachenkenntnis hinaus ein tieferes Verständnis für eine Gesellschaft und ihre Sprache vermittelt. Sprache wandelt sich. Neue Wörter aus Slang und Jugendsprache werden immer relevanter und müssen daher im modernen Sprachunterricht einbezogen werden. Zu einem vollständigeren Verständnis einer Sprache sind auch ihre Herkunft und Entstehung relevante Unterrichtsinhalte.
Englisch sollte weiterhin als erste Fremdsprache in allen Schularten auf einem der Schulart entsprechendem Niveau unterrichtet werden. Der Pool der zweiten und dritten Fremdsprachen soll aus Französisch, Italienisch, Latein, Polnisch, Russisch, Spanisch, Tschechisch, Arabisch, Mandarin und Deutscher Gebärdensprache bestehen. Damit wird eine Vielfalt innerhalb des Sprachpools sichergestellt. Sowohl Sprachen, welche in der Weltgemeinschaft international relevant sind oder werden, als auch die Sprachen, welche einen regionalen Bezug zu Sachsen oder Europa haben, werden abgedeckt. Kunstsprachen wie die interslawische Zentralsprache oder Esperanto sollen im jeweiligen Sprachunterricht thematisiert werden. Um das Angebot weiter zu steigern, sollen Sprachen auch im Rahmen des Ganztagsangebots erlernt werden.
Umsetzung
Um sprachliche Bildung in Sachsen umzusetzen, bedarf es einem diversen Angebot im Rahmen des Unterrichts, als auch darüber hinaus in Form von Ganztagsangeboten, Projekttagen oder anderen außerunterrichtlichen Angeboten.
Vor allem an Oberschulen soll das Angebot an möglichen Fremdsprachen erweitert werden. Eine Auswahl an Fremdsprachen zu haben, würde eher motivieren, sich für eine zu entscheiden und diese zu erlernen. Um auch Sprachen zu unterrichten, welche kein großes Klientel haben, sollen in allen Schulformen nach Möglichkeit schulübergreifende Kurse gebildet werden können. Wir sprechen uns aus für sprachliche Profile an Gymnasien, sowie für bilinguale Schulen oder Schulen mit vertiefter sprachlicher Ausbildung. Diese fördern die individuellen Interessen und Talente der Schüler:innen.
Projekte wie Schüler:innenaustausche oder Schulpatenschaften in andere Länder sollen gestärkt werden. Solche Angebote fördern den kulturellen Austausch und bieten eine Möglichkeit, das Erlernte praktisch anzuwenden. Das Kultusministerium und die Schulträger soll die Schulen unterstützen, solche Projekte umzusetzen und beispielsweise Kontakte vermitteln. Im Sinne der Chancengerechtigkeit ist es darüber hinaus notwendig, kostenintensive Austauschprojekte finanziell zu fördern, um allen Schüler:innen die Teilnahme zu ermöglichen. Zudem sollen auch Möglichkeiten wie Brieffreundschaften oder digitaler Austausch mit Schulen und Schüler:innen im Ausland vermehrt etabliert werden. Sie bieten sowohl finanziell als auch organisatorisch eine niedrigschwellige Möglichkeit, Praxiserfahrung zu sammeln.
Im Sprachunterricht zu jeder Sprache sollen mögliche Fremdsprachenzertifikate vorgestellt und Qualifikationsmöglichkeiten erläutert werden. Auch über Zertifikate für Englisch und Französisch hinaus sollen vermehrt vorbereitende Angebote an den Schulen etabliert werden. Zudem sollen die Schüler:innen auf Sprachwettbewerbe aufmerksam gemacht werden und bei der Vorbereitung darauf von den Lehrkräften unterstützt werden.
Unterricht
Sprache ist vielfältig und soll ebenso unterrichtet werden. Für den Sprachunterricht sollen praxisorientierte Methoden gewählt werden. Mit zusätzlichen spielerischen und alltagsbezogenen Elementen soll der Unterricht für alle Altersklassen ansprechend gestaltet werden. Um die Lehrkraft im Unterricht zu unterstützen, fordern wir den vermehrten Einsatz von Fremdsprachenassistenz im Unterricht. Als Muttersprachler:innen können sie die Lehrkraft fachlich unterstützen und dabei helfen, individueller auf die Anforderungen der Schüler:innen einzugehen.
Als Hilfsmittel für den Unterricht und Prüfungen sollen allen Schüler:innen elektronische Wörterbücher von der Schule bereitgestellt werden. Die Effektivität eines elektronischen Wörterbuchs ist nicht zu vergleichen mit der eines analogen. Um allen Schüler:innen gleiche Chancen zu ermöglichen, müssen die Kosten vom Schulträger getragen werden. Im Unterricht soll zudem der Einsatz von digitalen Sprachassistenten und Übersetzer-KIs thematisiert werden. Es soll darauf aufmerksam gemacht werden, wie KI bei der Bewältigung von Aufgaben helfen kann. Nichtsdestotrotz muss betont werden, dass Künstliche Intelligenz lediglich unterstützend wirkt, und das Lernen einer Fremdsprache nicht ersetzt.
Digitale Anwendungen bieten vielfältige Chancen, den Sprachunterricht zeitgemäß, interaktiv und effektiv zu gestalten. Interaktive Lernplattformen ermöglichen so beispielsweise individuelles Vokabel- und Grammatiktraining während sie die Selbstständigkeit der Lernenden fördern.
Sorbisch
Im Rahmen der sprachlichen Bildung ist in Sachsen die Minderheit der Sorben zu beachten. Die Sorbische Sprache und Kultur in der schulischen Bildung zu verankern, trägt zu mehr Toleranz und Wissen über diese Gruppe bei und erhält ihr Kulturgut.
Alle Schüler:innen im sorbischen Siedlungsgebiet sollen Anspruch auf das Erlernen der sorbischen Sprache in der Schule haben. Die Kompetenzen begrenzen sich dabei nicht nur auf die sorbische Sprache. Auch Kultur, Traditionen und Geschichte der Sorben sind wichtige Aspekte. Diese Inhalte müssen darüber hinaus auch verstärkt in Schulen außerhalb des sorbischen Siedlungsgebiets verankert werden. Über Jahrgangsstufen hinweg soll es sowohl im Unterricht als auch darüber hinaus Angebote und Projekte geben, um die sorbische Kultur kennenzulernen.
Des Weiteren sprechen wir uns für die sorbischen Schulen und ihre entsprechenden Sonderregelungen aus. Sie bieten der sorbischen Minderheit die Möglichkeit, ihre Sprache und Kultur auf hohem Niveau zu erlernen und so zu würdigen und zu erhalten.
Aufhebungsbestimmungen
Die folgenden Beschlüsse werden aufgehoben: 48-10, 56-10